Nachhaltigkeitskolumne Pocket Magazin April 2016

Nachhaltigkeitskolumne Pocket Magazin April 2016

Von Bienchen und Blümchen

 

Schon klar: Bienen produzieren Honig. Soviel weiß jeder – aber damit hat es sich dann auch schon bei Vielen.

Obwohl Ulm keine Großstadt ist, kommt man sicherlich selten in direkten Kontakt zu Imkern bzw Honigzüchtern. Auch wenn man am Waldrand sicherlich mal hin und wieder Bienenstände oder Bienenhäuser gesehen hat, bewusst darüber nachgedacht was dort vor sich geht haben wahrscheinlich die wenigsten von uns.

5 Wochen lebt eine Biene im Schnitt. In der Zeit produziert sie gerade mal 1 Löffel Honig! 1 Löffel Honig, den ein Mensch innerhalb von Sekunden auf sein Brot schmiert und ohne mit der Wimper zu zucken konsumiert. Wahrscheinlich sogar ohne angemessenen Genuss. Eher einfach aus Gewohnheit und aus purem blauäugigen naiven Luxus heraus. 1 kg Honig ist die Lebensarbeit von 350 bis 400 Bienen. Think about it!

Foto: Jochen Pippir
Foto: Jochen Pippir

Interview mit Hobbyimker Jochen Pippir

Wie bist du auf die außergewöhnliche Idee gekommen, Imker zu werden?

Die Idee dazu entstand vor ein paar Jahren in Österreich. Bei einer beruflichen Fortbildung konnte ich Abends dem Kursleiter bei seinen Bienen helfen. Das hat mich schwer beeindruckt. Es hat dann noch ein wenig gedauert bis ich mich zum Probeimkerkurs beim örtlichen Imkerverein angemeldet habe.


Du hast sicherlich eigene Bienenvölker. Wie pflegst du diese?

Bisher hab ich eines, werde aber dieses Jahr noch weitere dazu bekommen. Während es im Winter eher ruhig ist, geht es Ende März mit der eigentlichen Arbeit los. Neben einer wöchentlichen Kontrolle im Bienenvolk beobachte ich auch das Verhalten der Bienen. Unruhiges oder gar aggressives Verhalten kann auf Probleme im Volk hindeuten. Dann heißt es handeln und schauen welche Ursache dafür verantwortlich ist.

Im Sommer, nach dem abschleudern des Honigs, steht dann die Bekämpfung der Varroamilbe an. Eine eher unliebsame, aber notwendige Maßnahme um die Völker am Leben zu halten.

Für Laien ausgedrückt: Wie entsteht eigentlich Honig?

Honig entsteht aus Blütennektar. Eine besondere Form ist der Waldhonig der aus Honigtau, einem zuckerhaltigen Ausscheidungsprodukt von Blattläusen, entsteht.

Die Biene sammelt diese Rohstoffe und transportiert sie in ihrer Nektarblase zum Bienenstock. Es sind etwa 200 Blütenbesuche notwendig um die Nektarblase zu füllen. Diese fasst zwischen 25 – 35mg.

Im Bienenstock übergibt die Sammelbiene den Nektar an eine Stockbiene die den Nektar in den Waben einlagert. Während der Aufnahme und Abgabe werden von den Bienen weitere Stoffe hinzugefügt und Wasser entzogen, um den Nektar haltbar zu machen.

In den Waben verdunstet dann weiteres Wasser. Die feuchte Luft wird von den Bienen ständig durch fächeln aus dem Bienenstock transportiert. Der Honig ist erst dann fertig, wenn er einen Wassergehalt von 16 – 18% hat.


Warum sind Bienen für unsere Natur so wichtig?

Unter Bienen verstehen viele nur die Honigbiene. Doch mindestens ebenso wichtig sind die Wildbienen zu denen auch die Hummeln zählen. Alleine 35 Kulturpflanzen können nur von Hummeln bestäubt werden. Trotzdem ist die Honigbiene enorm wichtig, weil sie viel größere Staaten bilden als Hummeln. Da macht es dann einfach die Masse.

Ohne Bienen gäbe es keine Landwirtschaft. Denn die sind maßgeblich an der Bestäubung mitbeteiligt.

In Bayern gibt es angeblich immer weniger Bienen, obwohl es immer mehr Hobbyimker gibt. Wo liegt das Problem deiner Meinung nach?

Es ist eine Kombination von mehreren Ursachen. Pestizide, Monokulturen, die Varroamilbe, milde Winter und eine Reihe unbekannter Faktoren machen es den Bienen nicht leicht.


Was kann jeder von uns tun um den Bienen ein schönes Leben zu gestalten, z.B. im eigenen Garten?

Auf Artenvielfalt bei den Pflanzen achten. Im Internet gibt es viele Listen mit empfehlenswerten Blumen, Sträuchern, Stauden und Bäumen. Eine weitere Möglichkeit sind Nistmöglichkeiten für Wildbienen einzurichten. Allerdings sollte das Insektenhotel nicht im Discounter oder Baumarkt gekauft werden. Dort gibt es zu viele ungeeignete Modelle. Der Verzicht auf Pestizide hilft nicht nur den Bienen sondern den vielen anderen wichtigen Insekten.

Vielen Dank an Jochen Pippir. Weitere Informationen über Hobbyimker Jochen Pippir gibt es auf seinem Blog www.imker-pippir.de „Let it Bee – Geschichten eines Imkers“.

Buch-/Filmtipp zum Thema: „More than honey – vom Leben und Überleben der Bienen“ von Markus Imhoof und Claus-Peter Lieckfeld
Ausführliche Vorstellung auf
www.vegtastisch.de/morethanhoney

Terminvorschlag: 17. Juli 2016 – „Schwäbischer Imkertag“ des Imkervereins Neu-Ulm, weitere Informationen unter www.imker-neu-ulm.de

Bienenlehrpfad Ulm:

Entspricht dem Quellenweg in Thalfingen mit acht gelben Hinweisschildern zum Thema Bienen.

Im Verlauf des Weges wird Wissenswertes über Bienen und deren Produkte erläutert. Weiter bergauf geht es vorbei an einer Naturkneippanlage hoch auf den Panorama-Höhenweg zum Kloster Oberelchingen. Viel Spaß!

Dieser Artikel erschien ebenfalls im POCKET Magazin für Ulm und Umgebung im Rahmen meiner monatlichen Kolumne.

Vegtastische Grüße!

Sabrina

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