Nachhaltige Kleidungsstücke mit Hirn – zwei junge Unternehmerinnen zeigen wie es geht

Nachhaltige Kleidungsstücke mit Hirn – zwei junge Unternehmerinnen zeigen wie es geht

 

Nachhaltige Klamotten? Klingt schon ein bisschen nach muffigem Ökoladen. Das dies jedoch ganz und gar nicht stimmt beweisen zwei junge Unternehmerinnen aus der Region, die sich ihre Träume mit eigenen Unternehmen verwirklicht haben.

Im Interview kommen Laura Foddis von „NOXOUT“ und Annemarie Brückner von „Fischerins Kleid“ zu Wort und erzählen von ihrer Überzeugung von nachhaltigen Kleidungsstücken.

Interview mit Laura Foddis, Inhaberin von „NOXOUT Clothing“

Mehr Informationen und Online-Shop

Wie bist du dazu gekommen “NOXOUT” zu gründen?

Der Traum, ein eigenes Projekt im Textilbereich zu verwirklichen bestand bereits seit einigen Jahren. Ich orientierte mich damals letztendlich anderweitig, studierte BWL mit Schwerpunkt Marketing und fasste Fuß im betriebswirtschaftlichen Bereich. Als kreativer Kopf und Querdenker stellte sich mir jedoch wiederholt die Frage nach einem „tieferen Sinn“ in meinem Arbeitsalltag. Seither begleitete mich die Idee eines eigenen kleinen Labels täglich. Somit entschloss ich mich dazu, aus dem Gedankenspiel Realität werden zu lassen und reichte wenige Wochen später bereits die Anmeldung der Marke ‚NOXOUT’ beim Deutschen Patent- und Markenamt ein.

Was waren deine Beweggründe und Ziele?

Ein ausschlaggebender Grund war sicherlich bereits meine Abschlussarbeit, die ich über ein bekanntes Modelabel schrieb. Ich beschäftigte mich eingehend mit deren Marketingstrategie und etlichen verkaufspsychologischen Aspekten. Im Zuge meiner Recherche entdeckte ich durch Zufall eine Lektüre, die meine Aufmerksamkeit auf das Thema ‚Textilproduktion’ lenkte. Fassungslos setzte ich mich mit den Arbeits- und Produktionsbedingungen auseinander, denen die Menschen in den Fabriken bewusst ausgesetzt werden. Der Einsatz von Pestiziden beim Anbau der Baumwolle beispielsweise führt zu gesundheitlichen Schäden und belastet auf gravierende Art und Weise unsere Umwelt. Zudem sind Hungerlöhne für die jeweilige Arbeitsleistung der Menschen und Kinderarbeit keinesfalls tragbare Faktoren. Das Projekt ‚NOXOUT’ soll ein neues Bewusstsein entgegen der vorherrschenden Bedingungen schaffen und aufzeigen, dass es auch anders geht: Fair, umweltfreundlich und nachhaltig.

Nach welchen Kriterien wählst du mögliche Partner für deine Produkte aus?

Grundsätzlich achte ich bei allen Materialien und Produkten darauf, dass diese umweltverträglich sind. Gerade im Textilbereich ist es wichtig, auf bestimmte Siegel wie GOTS (Global Organic Textile Standard) und FWF (Fair Wear Foundation) zu achten, um bessere Bedingungen innerhalb der Produktionsprozesse zu gewährleisten.

Was die allgemeine Auswahl jeglicher Partner für das Projekt angeht, so bin ich relativ altmodisch eingestellt. Für mich hängen Werte wie Zuverlässigkeit, Loyalität und Zusammenhalt unverzichtbar mit einer guten, soliden Grundstruktur einer Geschäftsbeziehung zusammen.

Was sind deine Pläne für NOXOUT?

Derzeit ist ‚NOXOUT’ online und auf einigen nachhaltigen Messen deutschlandweit vertreten. Im besten Fall wird es in naher Zukunft ein Ladengeschäft mit einer kompletten Kollektion geben. Natürlich steht zudem eine langfristige Etablierung auf dem Markt im Fokus.

Warum denkst du, kaufen deine Kunden bei dir ein? Liegt es an der Abgrenzung der Produkte zur Massenware großer Modeketten?

Ja, ich denke es geht für viele meiner Kunden sicherlich darum, sich durch ein handbedrucktes Produkt und den Stil der Marke ein Stück Individualität und Besonderheit zu leisten. Natürlich zeigen sich auch zunehmend mediale Einflüsse, die über Auswirkungen auf die Umwelt und Gegebenheiten in den Produktionsländern wie beispielsweise Indien oder China aufmerksam machen und einen Prozess des Umdenkens bewirken. Viele meiner Kunden wünschen sich ein langlebiges, hochwertiges Produkt. ‚NOXOUT’ setzt als kleine Manufaktur auf erstklassige Qualität, hohe Kundenorientierung und erstklassigen, persönlichen Service.

Foto: NOXOUT
Foto: NOXOUT

Interview mit Annemarie Brückner, Inhaberin von „Fischerins Kleid“ in Ulm, Fischergasse 6

Mehr Informationen zu Fischerins Kleid…

Wie bist du dazu gekommen “Fischerins Kleid” zu eröffnen?

Ich selbst habe hier in Ulm ein passendes Angebot an fair und nachhaltig hergestellter Mode

vermisst. Entweder es war nicht mein Stil oder zu exklusiv. Und mit den Online-Shops ist es auch so eine Sache: die Unsicherheit bei Passform, Farbe, Design – und wenn es nicht gefällt das TraRa mit dem Zurückschicken. Und diese ganze Hin- und Herschickerei ist ja auch nicht gerade ressourcenschonend. So habe ich mich entschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Das Ergebnis ist „Fischerins Kleid“.

Als gelernte Schneiderin verwirkliche ich hier meinen Traum: Handel mit korrekter Kleidung

neben individuellen Maßanfertigungen und eigener Kollektion. Eine Kreuzung für verschiedene Zünfte: Künstlern biete ich Ausstellungsfläche und Auftrittsmöglichkeit, also Malern, Fotografen, Schriftstellern, Kabarettisten, Musikern – ich bin da offen. Und genau das wünsche ich mir: einen Ort, an den nicht nur Kunden kommen, sondern auch Menschen, die etwas darzubieten haben.

Nach welchen Kriterien hast du die Partnerlabels für deinen Shop ausgewählt?

Sie müssen fair und nachhaltig produzieren. Sie stellen in den verschiedensten Ländern ihre

Kleidung her, aber immer wird kontrolliert, dass biologischer Anbau und artgerechte Tierhaltung praktiziert werden und dass die Menschen anständige Arbeitsbedingungen haben, wie z.B. adäquate Entlohnung, Schutz vor gefährlichen Chemikalien (viele dürfen gar nicht eingesetzt werden), keine Zwangs- oder Kinderarbeit. Zudem habe ich einen Stil ausgewählt, der für die Freizeit, den Alltag geeignet ist, sich aber auch bei der Arbeit sehen lassen kann.

Bei Bleed Organic Clothing und freiVon handelt es sich um vegane Marken. Wird der Trend sind noch weiter in diese Richtung entwickeln deiner Meinung nach?

Bestimmt. Ich keine Hellseherin, aber immer mehr Menschen machen sich ernsthafte Gedanken über die Entstehungsgeschichte ihrer Einkäufe, seien es Lebensmittel, Kleidung oder Anderes. Ein respektvoller Umgang mit unseren Mitlebewesen ist für viele inzwischen ein ausschlaggebendes Kriterium bei ihren Kaufentscheidungen. Und wenn man sich einmal mit den Zuständen beschäftigt hat, verlassen einen die gewonnenen Eindrücke nicht mehr.

Warum denkst du, kaufen deine Kunden bei dir ein? Liegt es an der Abgrenzung der Produkte zur Massenware großer Modeketten?

Ja, gegen die großen Modeketten möchte ich auch gar nicht in Konkurrenz treten. Ich habe

innovative, junge Label gefunden, die die Welt ein bisschen schöner machen wollen, wie auch ich mit Fischerins Kleid. Dies ist nicht einfach nur ein Damenbekleidungseinzelhandesfachgeschäft – sondern Boutique, Schneiderei, Ausstellungsraum, Märchenstube, Diskussionszimmer, Konzerthalle, Poetry-Slam-Bühne oder Weltverbesserungs-Ideen-Schmiede. Jeder ist herzlich willkommen mit seinen Ideen und Wünschen. Und ich freue mich auf jeden Einzelnen, der hier hereinkommt – mit welcher Idee auch immer.

Im Laden bei "Fischerins Kleid" in Ulm
Im Laden bei “Fischerins Kleid” in Ulm

Dieser Artikel erschien ebenfalls im POCKET Magazin für Ulm und Umgebung im Rahmen meiner monatlichen Kolumne.

Vegtastische Grüße!

Sabrina

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