Es geht um die diesjährigen Rauhnächte – ich möchte eine vereinfachte Version dieser spirituellen oder esoterischen Tradition vorstellen. Mein Ansatz ist es, dass Leute, die sich zum ersten Mal mit den Rauhnächten beschäftigen, schnell überfordert sein können mit den ganzen Ritualen und Dingen, die es zu beachten gibt. Mir ist wichtig, dass man dranbleibt und während der kompletten Zeit über die zwölf Frau Nächte hinweg motiviert bleibt. Wir haben alle noch unseren Alltag, unsere Jobs, unsere Familien und so weiter und können uns jetzt nicht zwölf Tage isolieren und quasi auf ein privates Retreat begeben, um so gesehen unser inneres Selbst zu finden.
Wer sich zum ersten Mal mit dem Thema Rauhnächte auseinandersetzt, ist vielleicht erstmal fasziniert von der spirituellen Idee dahinter. Dabei geht es darum, sich zwölf Tage lang mit sich selbst und seiner inneren Gefühlswelt zu beschäftigen. Auch fernab von jeglicher Spiritualität oder modernem Hexentum ist das absolut sinnvoll – nicht nur während der Rauhnächte zum Jahresende hin.
Es heißt, dass durch das sogenannte Ritual der 13. Wünsche man in den Rauhnächten seine Wünsche fürs kommende Jahr dem Universum übergibt. Nun mag man an so etwas glauben oder nicht. Aber allein die Tatsache, dass man sich mit seinen Wünschen und Zielen auseinandersetzt, ist absolut lohnenswert für die eigene Persönlichkeit. Und allein schon dadurch, dass man sich dessen einmal bewusst macht, erhalten die eigenen Wünsche quasi eine magische Anziehungskraft. “Energy flows where attention goes.”
Was dich erwartet hier bei mir für die Rauhnächte 2023/24
Mein Ansatz ist, dass wir unsere Wünsche nicht einfach auf einen Zettel schreiben und abwarten, was das sogenannte Universum damit veranstaltet, sondern dass wir uns ganz bewusst einfach Zeit nehmen für uns und überlegen, was wir eigentlich möchten, erleben und erreichen wollen im neuen Jahr. Wir wollen uns vom alten Jahr verabschieden. Meiner Meinung nach hat die Kraft der Rauhnächte mit uns selbst zu tun und damit, was wir für uns zulassen.
Ich kann die Erfahrung der Rauhnächte einfach nur absolut jedem empfehlen. Egal, ob man gerade das Gefühl hat, dass man ein bisschen von seinem Weg abgekommen ist oder einfach nur mal 12 schöne Dates mit sich selbst verbringen möchte. Manchmal kommen durch die Rauhnächte überraschende Erkenntnisse. Ich möchte, dass jeder sich einfach auf das Experiment einmal einlässt. Man hat nichts zu verlieren. Und selbst, wenn man nicht daran glaubt, dass es für das nächste Jahr eine Veränderung bringt, hatte man doch ein paar achtsame und entspannte Momente mit sich alleine. Und allein. Das ist schon Gold wert. Denn das machen wir bewusst. Viel zu wenig heutzutage inmitten unseres hektischen Alltags und der ständigen Informationsflut von allen Seiten, die auf uns hereinprasselt.
Jede moderne Hexe oder spirituelle Yogi, die schon seit vielen Jahren die Rauhnächte aktiv praktiziert, möge mir verzeihen, dass ich thematisch nicht so tief darin stecke wie manch andere. Dennoch verwende ich die Rauhnächte rein zur Inspiration und als Anstoß, die Zeit für mich selbst zu nutzen. Ich werde nicht traditionell räuchern. Was ich jedoch sehr wohl tun werde und allen auch absolut ans Herz legen kann, ist das Durchführen eines kleinen täglichen Rituals. Einfach weil es wunderschön ist und der ganzen Sache eine sehr besondere Wirkung verleiht.
Für meinen Teil habe ich mir ein schönes Notizbuch und einen angenehmen Stift besorgt, mit dem ich gerne schreibe. Außerdem habe ich eine duftende Kerze, speziell eine Duftkerze, mit Kardamom, Muskatnuss, Ingwer, Zimt und Nelke. Diese habe ich ganz pragmatisch gestern bei Ikea entdeckt und mitgenommen. Einige, die sich mit dem Thema auskennen, mögen nun aufschreien. Aber mir geht es, wie gesagt, um den Gedanken dahinter und nicht darum, ob ich die Tradition korrekt praktiziere.
Genau das ist auch mein nächster Tipp für alle Leser: Macht es euch einfach und unkompliziert, aber schön!
33 Jahre in 33 Büchern. Bin ich ein Freak!?
Als ich vor zwei Jahren zum ersten Mal mit den Rauhnächten in Kontakt kam, hat mich vor allem die spirituelle Idee dahinter fasziniert, und ich habe keine der Rituale praktiziert. Stattdessen habe ich wohl meine Träume in dieser Zeit aufgeschrieben. Im folgenden Jahr war es dann unglaublich spannend, jeweils für den zugehörigen Monat – also beispielsweise den Januar für den Traum der ersten Rauhnacht und den Februar für den Traum der zweiten Rauhnacht – nachzulesen und zu schauen, was tatsächlich in diesem Monat passiert ist. Ich war wirklich überrascht und zugleich fasziniert.
Dieses Jahr möchte ich daher noch tiefer in das Thema eintauchen und mich wirklich bewusst damit beschäftigen. Ich kann dies nur jedem absolut empfehlen. Ein Jahr vergeht unfassbar schnell, und wir rasen oft so durch, dass wir gar nicht bewusst wahrnehmen, was passiert ist, was gut oder schlecht war, was uns nachhaltig verändert oder beschäftigt hat über das Jahr hinweg.
Ich bin wohl der einzige Mensch, den ich kenne, der seit 33 Jahren einen Kalender führt und wirklich jeden Tag dokumentiert. Ich kann also heute genau sagen, was beispielsweise am 19. Dezember vor 25 Jahren bei mir los war, oder vor 28 Jahren, oder auch vor drei Jahren – für jeden Tag des Jahres. Ich kann nachvollziehen, wo ich war, mit wem ich war und wie es mir dabei ging.
Ich bin deswegen wohl einer der selbstreflektiertesten Menschen, die ich kenne. Meine Bücher sagen mehr über mich aus als jedes Foto, das jemals von mir aufgenommen wurde. Für mich ist das ein unfassbarer Schatz. Am Ende des Jahres durchblättere ich meinen Kalender und lasse Revue passieren, was ich alles erlebt habe – positiv wie negativ, welche einschneidenden Erlebnisse, welche Urlaube, mit wem ich Zeit verbracht habe.
Freunde kommen und gehen, aber die Erinnerung daran bleibt. Sollte ich jemals in meinem Leben dement werden, so hoffe ich, dass ich noch lesen kann oder mir jemand diese Bücher vorliest. Vielleicht klicken dann die Synapsen, und ich kann mich erinnern. 33 Jahre, aufgeteilt auf 33 Bücher, und dabei bin ich gerade mal 41 Jahre alt. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ich 1990 mit den Büchern angefangen habe, als ich gerade mal 8 Jahre alt war. Manchmal kann ich selbst kaum glauben, wie lang ich das schon mache. Doch bin ich unglaublich dankbar, dass ich mir selbst dieses Geschenk über die Jahre gemacht habe.
Die “Tradition” der Rauhnächte – 12 Nächte für 12 Monate
Der Vollständigkeit halber und um auch ein bisschen Hintergrundwissen zu den Raunächten zu vermitteln, hier ein paar Informationen: Nach altem Volksglauben sind die Rauhnächte die Zeit des Jahres, in der die Schwelle zwischen Diesseits und Jenseits besonders niedrig ist. Es wird gesagt, dass alles, was in diesen Nächten geträumt wird oder an diesen Tagen passiert, von Bedeutung ist und Visionen für das kommende Jahr aufzeigt.
Das heißt also: Der Traum der ersten Rauhnacht steht für den Januar, der Traum der zweiten Rauhnacht steht für den Februar und so weiter, durchgängig für alle 12 Nächte.
Magst du das nun glauben oder nicht? Das entscheidest du für dich selbst. Ich erzähle dir hier wertfrei, wie es gedacht ist – ursprünglich.
Jede der zwölf Rauhnächte steht unter einem bestimmten Thema oder Motto. Allgemein geht es dabei um die wichtigen Bereiche unseres Lebens und wie wir sie gestalten und leben wollen, insbesondere im Bezug auf das kommende Jahr. So steht beispielsweise die erste Rauhnacht unter dem Motto Klarheit. Natürlich ist Klarheit das Erste, was man braucht, um neu zu beginnen.
Heutzutage kann niemand mehr hundertprozentig nachvollziehen, was der Ursprung der Rauhnächte war und warum es überhaupt Rauhnächte heißt. Es gibt viele Theorien. Einige denken, es geht vor allem um die Abwehr von Unheil und dass das Räuchern, auch mit Weihrauch, dazu diente, Mensch und Tier zu Hause vor bösen Geistern und Unheil zu schützen. Früher wurde daher ausgiebig geräuchert. Doch es existieren noch viele andere mystische Geschichten und Formen der Rauhnächte.
Ich glaube, die Rauhnächte erleben heutzutage einen Aufschwung, weil viele von uns sich nach einem Fokus im Leben sehnen, Ziele erreichen und Wünsche erfüllen wollen, anstatt einfach vor sich hin zu leben und zu schauen, was der nächste Tag bringt. Genau das möchte ich dir in diesem Jahr hier auf dem Blog vermitteln. Ich freue mich auf die Zeit mit dir.
Was du für die Rauhnächte brauchst
Für die Zeit der Rauhnächte – wie ich sie verbringe – benötigst du folgendes:
- ein bisschen Zeit für dich jeden Tag und einen ungestörten Wohlfühlort
- eine schöne Kerze mit oder ohne Duft
- ein schönes leeres Notizbuch und einen Stift (hier geht es um Wertschätzung, also such dir im Laden was richtig schönes aus!)
- ca 30 leere Zettelchen (für 20.12.)
- Feuerzeug und eine kleine feuerfeste Schale (für 20.12. – hier werden die Zettelchen verbrannt)
- ein Gefäß mit Deckel (kann eine Schale sein oder eine Keramikdose oder eine kleine Kiste etc.)
- ein Feuerzeug
Deine 1. Aufgabe: 20. Dezember “Das Ritual des Loslassens”
Rituale sind etwas ganz Besonderes. Hierfür braucht man nicht spirituell veranlagt zu sein. Rituale sind einfach wichtig, egal ob für uns persönlich, mit Freunden, in der Familie oder im Berufsleben. Rituale verleihen allem etwas Besonderes und erzeugen dadurch eine Wirkung, immer. Beispielsweise ist das Unterschreiben eines Vertrags ein Ritual und bekommt hierdurch eine Bedeutung. Rituale geben halt, besonders zum Beispiel für Kinder – das gemeinsame zu Bett bringen ist ein Ritual, ebenso wie das Sonntagsfrühstück mit der Familie. Rituale schenken oft Orientierung. Man fühlt sich zugehörig, geerdet oder im Einklang mit sich selbst. Angeblich haben Forscher sogar herausgefunden, dass regelmäßige Rituale seelische Sicherheit vermitteln und das Selbstbewusstsein stärken. Gerade in Phasen, in denen es uns nicht so gut geht, tut es uns gut, auf vertraute Rituale zurückgreifen zu können und dadurch einen Hauch von Beständigkeit zu bekommen.
Ein sehr schönes Ritual in Verbindung mit den Rauhnächten ist das Ritual des Loslassens. Es findet zur Wintersonnenwende, also zur längsten Nacht des Jahres, statt. Kaum zu glauben, aber danach werden die Nächte wieder kürzer und die Tage länger. Bis zur Sommersonnenwende im Sommer, wenn sich alles wieder umkehrt und von vorn beginnt. Am 21. Dezember ist also der kürzeste Tag des Jahres. Achtung: Die längste Nacht des Jahres ist die Nacht vom 20. auf den 21. Dezember.
Das Ritual, das hier begangen werden darf, funktioniert so:
Nimm dir ein bisschen Ruhe und Zeit für dich selbst, und nimm ein paar leere Zettel zur Hand. Schreibe alles auf, was du nicht mehr mit dir herumtragen möchtest, was du nicht als Ballast ins neue Jahr mitnehmen möchtest – schöne Situationen, Begegnungen, Erinnerungen, Streits oder sogar ganze Personen, die du nicht mehr in deinem Leben haben möchtest. Keine Sorge, du wünschst ihnen nicht den Tod, sondern ordnest einfach für dich, dass ihr vielleicht getrennte Wege gehen solltet. So gehst du mit allen Themen vor, die in deinem Leben anstehen, sei es privat oder beruflich. Schreibe pro Thema einen Zettel. Im Anschluss nimmst du ein Feuerzeug und eine kleine feuerfeste Schale. Dann gehst du bewusst, Zettel für Zettel, liest ihn dir noch einmal durch, zündest ihn an und schaust zu, wie er in der Schale verbrennt. Wenn du es mit Nachdruck machen möchtest, kannst du jedem Zettel auch einen Abschiedsgruß geben, zum Beispiel: “Hiermit lasse ich dich gehen”.
Extratipp: Ich würde die Asche in einem Gefäß sammeln und beim nächsten Spaziergang in der Natur verteilen. Irgendwo im Wald oder in einen Fluss.
Außerdem möchte ich dir für die Zeit von jetzt bis zum Start der Rauhnächte ans Herz legen, alles abzuschließen, was noch offen ist. Das können Streitigkeiten sein oder offene Themen, die noch auf deiner To-Do-Liste stehen. Hier sind ein paar Beispiele: Ich möchte in dieser Zeit noch einen Online-Kurs beenden, den ich angefangen habe. Ich habe noch ein paar Arzttermine für die Check-ups dieses Jahr zu erledigen. Ich wechsle meinen Stromanbieter, weil ich nicht mehr zufrieden bin. Ich richte mein neues Handy ein, um keinen Frust damit ins neue Jahr zu nehmen, weil ich es nicht verstehe. Ich habe gestern die Speisekammer aufgeräumt, die hat mich schon lange genervt. Wir hängen diese Woche noch einen neuen Vorhang in der Wohnung auf, den ich mir schon lange dort vorstelle. Wir erledigen die Weihnachtseinkäufe und die Weihnachtsgeschenke. Ich bewerbe mich für einen Nebenjob, auf den ich große Lust habe. Ich drucke alle Rechnungen aus, die ich für meine Steuer in diesem Jahr brauche. Ich kündige unseren Internetanbieter. Ich gehe mit den Hasen zum Tierarzt und lass die Krallen schneiden. Alles unspektakulär, aber kennst du das auch, wenn du tagelang etwas im Kopf hast anstatt es einfach kurz zu erledigen? Jetzt ist die Zeit es zu tun!
Die Tradition besagt einfach, dass man ins neue Jahr nichts thematisch mitnehmen soll, was noch offen ist. Ich finde das ist die perfekte Gelegenheit für eine To-Do-Liste, um die ganzen Dinge abzuhaken, die schon länger nerven und ruhig im alten Jahr bleiben dürfen. Viel Erfolg dabei!
Was wirst du noch erledigen?
Morgen, 21. Dezember geht es dann weiter mit dem “Ritual der 13 Wünsche”.