Fasnacht, Fasching, Fasnet, Karneval, 5. Jahreszeit – you name it.
Ich bin am 11.11. geboren. Damit müsste ich automatisch ein absoluter Faschingsnarr sein, könnte man meinen. Die Frage danach hab ich in meinem Leben schon oft gestellt bekommen, dass ich es gar nicht mehr zählen könnte und immer nur müde gähnen muss wenn jemand einen Spruch dazu macht.
Seit ich aber in unserem aktuellen Zuhause wohne, komme ich um die 5. Jahreszeit nicht mehr herum. Unser Dorf spinnt total auf Fasching. Es wird sogar das Ortsschild ausgetauscht bzw. überklebt und aus ‘Finningen’ wird ‘Faschingen’ – kein Witz! Es gibt einen eigenen Veranstaltungsflyer, einen eigenen Umzug und natürlich eine Garde und ein Prinzenpaar. Vor ein paar Jahren war sogar meine Schwägerin die Faschingsprinzessin.
Auch wenn die 5. Jahreszeit offiziell am 11.11. um 11:11 Uhr beginnt, wenn man nicht gerade einer Zunft angehört beginnt die heiße Phase erst mit der Weiberfastnacht und geht bis Rosenmontag.
Weiberfastnacht 2018 ist am Donnerstag, den 08. Februar
Rosenmontag 2018 ist am Montag, den 12. Februar
Fastnacht 2018 ist am Faschingsdienstag, den 13. Februar
Der einzige Termin, bei dem man mich in dieser Zeit persönlich antrifft ist der Faschingsumzug am Sonntag. Der Umzug geht quasi direkt an unserer Haustüre vorbei. Und natürlich verkleide ich mich hierfür auch.
Im letzten Jahr waren wir erstmals mit unseren Sohn auf dem Umzug. Um ihn vor dem Lärm zu schützen haben wir von Bekannten extra Lärmschutz-Kopfhörer für Kids ausgeliehen und das hat toll geklappt, denn unser Junior hat in seinem Wagen fast den ganzen Umzug verschlafen. Dieses Jahr machen wir es wieder so. Aber ich nehme an, da er nun schon älter ist und laufen kann wird er nicht schlafen sondern den Umzug mit anschauen. Ich bin sehr gespannt auf seine Reaktion. Zum Glück ist der Umzug bei uns nicht allzu groß und es gibt auch keine fiesen Hexen-Truppen, die ihn arg erschrecken könnten.
Im letzten Jahr war ich als Nonne verkleidet und mein Freund als Mönch. Unser Sohn war ein Teufelchen. Das fand ich lustig, wenn man bedenkt, dass ich in dem Jahr auch aus der Kirche ausgetreten bin und wir entschieden haben unseren Sohn nicht taufen zu lassen. (Anmerkung: Ich möchte hiermit niemanden angreifen, der sich FÜR das System Kirche entschieden hat oder gläubig ist.) Alle drei Kostüme hatte ich über Ebay bzw. Mami-Kreisel gebraucht gekauft.
Ich muss ehrlich zugeben, dass wir in diesem Jahr vermutlich online Kostüme bestellen werden. Als was wir uns in diesem Jahr verkleiden werden verrate ich an dieser Stelle noch nicht. Wir haben vor einiger Zeit einen Gutschein gewonnen und diesen möchte ich ungern verfallen lassen. Und bei uns landen die Kostüme anschließend auf keinen Fall im Müll sondern werden unseren Fundus von Verkleidungen im Keller einfach nur erweitern.
Was ich nicht leiden kann sind die Müllberge, die ebenfalls zu dieser Zeit sinnloserweise automatisch mit anfallen. Auch Kostüme werden oft nur für ein paar Veranstaltungen angeschafft und danach landen sie oftmals im Müll. Viele haben pro Faschingssaison sogar mehrere Kostüme, es gibt ja schließlich auch Motto-Parties zu denen man passend gekleidet sein möchte. Was für eine Verschwendung. Aber das muss auch gar nicht sein.
Tipps für einen nachhaltigen Fasching
Ich habe ein paar Tipps für Euch zusammengestellt, wie man einigermaßen nachhaltig den Karneval genießen kann und trotzdem kein schlechtes Gewissen haben muss (auch wenn viele letztendlich eh viel zu betrunken dafür sein werden). Karneval geht nämlich auch grün und fair.
1. Kostüme / Verkleidung
Gerade Kostüme sind meist absolute Billigqualität und zum Einsatz für ein paar wenige Tage grade mal so gut genug verarbeitet. Ich will gar nicht wissen unter welchen Bedingungen diese Kostüme teilweise hergestellt werden. Man muss ja nur mal einen Blick auf das Etikett im Inneren werfen.
Ich gebe zu, in der Vergangenheit habe ich auch schon einige dieser Teile gekauft. Gerade als Jugendlicher war es mir früher natürlich total Banane wo mein Kostüm herkommt und wer es genäht hat oder wie die Arbeitsbedingungen dort waren. Das ist jetzt selbstverständlich anders.
DIY-Kostüme
Kostüme selber machen ist beliebt aber nicht jeder hat die Zeit dazu oder auch das Talent. Ich könnte mir beispielsweise definitiv kein Kostüm selbst nähen. Ich könnte es maximal nähen lassen. Meiner Schwägerin in spe ist darin absolut Profi. Was sie uns alles schon genäht und gebastelt hat ist wirklich toll. Aber mit ganzen drei Kostümen für uns möchte ich sie nicht beauftragen, schließlich hat sie auch noch einen richtigen Job.
Manchmal reicht es vielleicht sogar schon aus an ein altes Faschingskostüm nochmal Hand anzulegen und es ein bisschen abzuändern um der Verkleidung einen neuen Look zu verpassen, quasi ein Upcycling-Kostüm. So kann der Hexenumhang von Mama aus dem letzten Jahr in diesem Jahr vielleicht der Batman-Umhang für den Sohn sein.
Second Hand Kostüme
Natürlich kann man sein Kostüm auch bei Ebay oder im Secondhand gebraucht shoppen. Auch eine nachhaltige Lösung. Kauft man diese regional fallen auch keine Versandkosten an und erst recht kein Versand an sich, der die Umwelt belastet. Kleine Randbemerkung dazu: Bei uns im Ort fährt die Post mit E-Autos. Immerhin.
Auch bei Kleider- und Kinderbazaren gibt es um diese Jahreszeit oft Kostüme für den Nachwuchs zu ergattern.
Kostümverleih
Eine weitere Möglichkeit ist die Kostüme einfach zu leihen. Hierfür gibt es bestimmt auch Adressen in Eurer Nähe. Und wenn nicht kann man zur Not auch online Kostüme ausleihen – da hat man allerdings doppelten Versand leider. Schließlich müssen die Kostüme erstmal zu Euch und dann auch wieder zurück zum Kostümverleih gesendet werden.
Abgesehen von professionellen Kostümverleihern gibt es aber auch noch die Möglichkeit sich ein Kostüm einfach bei Freunden oder Familienmitgliedern auszuleihen. Ich glaube jede Familie hat im Keller oder auf dem Dachboden eine ganze Kiste voll mit Kostümen aus den vergangenen Jahren. Trefft Euch doch einfach mal und tauscht Eure Kostüme aus.
2. Schminke
Gerade für Kinder ist es wichtig, dass ein Kostüm echt aussieht. Hierzu gehört auch die bunte Farbe im Gesicht. Was wäre denn ein Indianer ohne seine Bemalung?! Aber muss es wirklich die giftige Faschingsschminke aus dem Drogeriemarkt sein oder geht es vielleicht auch mit Mamas schwarzem Kajal aus Naturkosmetik? Bei einigen Herstellern gibt es zwischenzeitlich sogar extra Faschingsschminke auf natürlicher Basis. Auch zum Abschminken reicht in dem Fall oft ein nasser Waschlappen.
3. Müll
Gerade auf Umzügen ist es üblich, dass Süßigkeiten von den Teilnehmern in die Menge geworfen werden. Gerade für Kids ist das ein schöner Brauch und den will ich auch ganz und gar nicht abschaffen.
Leider ist es allerdings so, dass oft die Verpackung der Süßigkeiten achtlos auf den Boden geworfen wird. Bitte tut das nicht! Und wenn ihr seht, dass Leute um euch herum den Müll auf den Boden werfen, dann fang keinen Streit an sondern hebt ihn einfach auf.
Bitte überlegt Euch auch, ob Konfetti wirklich sein muss. Hier fallen so winzig kleine Müllschnipsel an, dass sie im Anschluss nicht mal richtig beseitigt werden können. Nicht mal die Straßenreinigung erwischt alles davon und so landet viel unwillkürlich beim nächsten Regen im Abwassersystem oder wird vom Wind davon getragen. Für alle, die nicht verzichten können gibt es heutzutage sogar Bio-Konfetti bestehend aus Reispapier, welches zu 100 Prozent biologisch abbaubar ist und löst sich in Wasser ganz einfach auf.
Alkohol schmeckt übrigens aus einem stabilen Becher genauso gut und hilft den Müll dutzender Einweg-Becher zu vermeiden. Hängt Euch den Becher doch einfach am Griff an einer Kordel um den Hals.
4. An- und Abfahrt
Allein schon aus dem Grund, weil zumeist Alkohol im Spiel sein wird und weil es oftmals wenig Parkplätze vor Ort gibt macht eine An- und Abfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln Sinn. Aber auch die Umwelt wird geschont durch jedes Auto, das nicht bewegt wird. Auch Fahrgemeinschaften sind eine tolle Lösung.
Wie steht Ihr zum Faschingsthema? Toller Brauch oder sinnloses Betrinken?
Vegtastische Grüße & eine schöne Narrenzeit!
Sabrina
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Dieser Artikel erschien übrigens im Rahmen meiner Kolumne im POCKET Magazin für Ulm und Umgebung in der Ausgabe Februar 2018.